Leben lernen

Wir suchen und brauchen ein schützendes Gegenüber, bei dem wir uns intuitiv verstanden fühlen, um alles bewältigen und meistern zu können, was so in einem ganz normalen Leben auf einen zukommt. Was auch immer wir in unserem Leben tun oder nicht tun: Letztendlich wollen wir uns sicher und geborgen fühlen.

Flucht, Kampf oder Totstellen sind die Optionen, um mit bedrohlichen Situationen einen Umgang zu finden. Das sogenannte Reptilienhirn ist für diese Verteidigungseinheiten verantwortlich. Das limbische System ist dem Reptilienhirn vorgeschaltet und funktioniert wie ein emotionaler Filter aller Eindrücke und Sinneswahrnehmungen, die tagtäglich zu Hunderten ausgewertet werden.

Je nachdem welche Emotionen wir als Kinder in dem elterlichen Gesicht gelesen haben, das wir fragend bei einer Lernaufgabe oder Entscheidung um Hilfe gebeten haben, gibt es eine kryptografische Voreinstellung in unserem limbischen System. Dies soll uns ermöglichen schnell und ohne Nachdenken die emotionalen Nachrichten aus der Umwelt auszuwerten und darauf zu reagieren.

Der Visuelle Abgrund 

Die Voreinstellung ist ein Resultat unserer Fähigkeit den emotionalen Zustand von wichtigen Bezugspersonen lesen zu können. So lernen Babys über das erschrockene oder freudige Gesicht ihrer Mutter, ob etwas gefährlich oder sicher ist. In dem Test "Visual Cliff" krabbelt ein Baby üblicherweise bis zu der Grenze wo eine Plexiglasfläche anfängt und versichert sich über einen Blick zur Mutter darüber, was von der bis dahin unbekannten Situation zu halten ist.

Die Theory of Mind ist die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzten und gleichzeitig das Ergebnis der daraus entstandenen Erfahrungen. Nun - in welches Gesicht haben Sie damals geblickt und welches begegnet Ihnen heute?